Warten auf weniger Wind: Die Reparaturarbeiten an der defekten Anlage im Windpark Curslack nahe der A 25 liegen vorerst brach.
Hersteller Nordex muss das Hauptlager eines der Windriesen nahe der A 25 austauschen. Doch die Arbeiten ruhen seit einer Woche.
Hamburg. Der Blick von der A 25 zum Windpark Curslack lässt viele Autofahrer stutzen: Einem der fünf Riesen fehlt der Rotor. Und wer von der Autobahn dann genauer über die Wiese zur betroffenen Anlage schaut, entdeckt diesen sogenannten Stern auf dem Boden. Offensichtlich von einem Kran vorsichtig aus luftiger Höhe hinabgehoben, liegt er mit seinen weiterhin fest mit der Nabe verbundenen riesigen Flügeln im Grün.
Auch der mindestens 150 Meter lange gelbe Kran ist zu sehen, allerdings liegt auch er wie der Rotor flach am Boden. Und tatsächlich wirkt die ganze provisorisch eingerichtete Baustelle im Umfeld des flügellosen Windspargels wie ausgestorben.
Und genauso ist es auch, bestätigt Dr. Ole Augustin, Betriebsleiter und Miteigentümer des Windparks Curslack: „Wir haben den Rotor bereits vor fast einer Woche abgenommen und wollten ihn eigentlich längst wieder oben haben. Aber dafür weht es seit Tagen zu stark. Wir mussten abbrechen und können nun hoffentlich am Montag endlich mit der eigentlichen Arbeit starten.“
Tatsächlich konnten die Experten bisher noch nicht mit der vorgesehenen Reparatur beginnen. Denn der Rotor ist nur abgenommen worden, weil es in seinem Hauptlager am Übergang zur sogenannten Gondel ganz oben auf dem Mast eine Unwucht gibt. „Dort hat die automatische Messanlage angeschlagen. Sie registriert seit einiger Zeit ungewöhnliche Schwingungen beim Rotieren der Flügel“, sagt Augustin. „Die ist zwar bisher völlig ungefährlich, aber der Hersteller Nordex hat trotzdem entschieden, das komplette Hauptlager vorsorglich ganz auszutauschen.“
Konkret sitzt die Unwucht aber noch immer ganz oben auf 120 Metern Höhe und muss von dort zur Reparatur samt Getriebe und innenliegender Hauptwelle hinabgehoben werden. Sobald der Wind es zulässt, also absehbar unter Windstärke fünf oder acht Metern pro Sekunde bleibt, werden die Fachleute das erledigen. „Wir gehen davon aus, dass das ab Montag klappt und dann binnen zweier Tage auch erledigt ist“, sagt Ole Augustin.
Wie teuer die Arbeiten sind, kann er nicht beziffern, denn sie werden von Nordex bezahlt. „Wir haben für alle fünf Anlagen des Windparks Curslack Vollwartungsverträge mit dem Hersteller abgeschlossen, die zunächst über 15 Jahre laufen. Die Unwucht des Hauptlagers ist voll darüber abgesichert.“ Weitere technische Probleme gibt es im Windpark laut Augustin nicht. Standardmäßig werde die ganze Anlage zweimal pro Jahr gewartet.
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Nordex hatte das 120 Meter hohe Quintett, dessen Türme es mit ihren je 60 Meter langen Flügeln auf eine Gesamthöhe von 180 Metern bringen, vor fünf Jahren auf den Wiesen neben der A 25 aufgestellt. Zwei der Anlagen werden von Ole Augustins Firma Dr. Augustin Umwelttechnik betrieben, eine vom städtischen Unternehmen Hamburg Energie. Die restlichen beiden gehören zum Energie-Campus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), der von seinem Sitz am kaum 800 Meter entfernten Schleusengraben den gesamten Windpark beforscht.
Dort laufen auch die Fäden der Norddeutschen Energiewende zusammen, deren Ziel es ist, ganz Hamburg und Schleswig-Holstein ab 2035 komplett mit erneuerbaren Energien zu versorgen – vornehmlich mit Strom aus Windkraft.
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