Die Ausrüstung eines römischen Legionärs können Besucher im LWL-Römermuseum in Haltern am See bis Ende Oktober in der Sonderausstellung „Rom in Westfalen 2.0“ sehen. Unter den Ausstellungsstücken sind einige Highlights.
Als der damals 18-jährige Praktikant Nico Calmund 2017 bei Ausgrabungen am Westtor des Römerlagers Haltern auf einen harten kugelförmigen Klumpen stieß, hielten die LWL-Archäologen den Fund zunächst für eine Kanonenkugel. Erst eine Computertomografie zeigte auf den Röntgenbildern zwei ineinander gesteckte Helme.
Daraufhin nahm sich Dunja Ankner-Dörr, Restauratorin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster, des Lehmklumpens an. In Kleinarbeit legte sie die Römerhelme in ihrer Werkstatt über Monate hinweg frei.
Trennen konnte sie die beiden nach 2.000 Jahren allerdings nicht mehr. Ankner-Dörr: „Die Stücke waren so weit korrodiert, dass sie trotz aller Bemühungen fest zusammenhielten. Entsprechend zeigen wir sie auch in der Ausstellung.“
Für Calmund sollten die Helme nicht die einzige spektakuläre Entdeckung bleiben. Bis in die britische „Times“ schaffte es sein zweiter Fund, der noch bedeutender war als der erste und ebenfalls auf den ersten Blick nicht zu erkennen war.
Im Frühjahr 2019 war es erneut Nico Calmund, der bei einer Ausgrabung im römischen Gräberfeld von Haltern auf einen Legionärsdolch stieß. Ein Jahr sollte es dauern, bis der LWL-Restaurator Eugen Müsch die kunstvoll verzierte Waffe aus Eisen, Silber, Buntmetall und Emaille fast so vor sich hatte, wie sie ein römischer Legionär vor 2.000 Jahren am Gürtel trug.
Müsch: „Die Vielfarbigkeit von Schwarz, Silber, Rot und Gold entspricht weitgehend der einstigen Optik. Die Freilegung all der kunstvollen Details, der Muster von Halbmonden, Rauten und Blättern, war auch für mich ein besonderer Moment.“
Und das Glück der LWL-Archäologen setzte sich fort: Gleich neben dem Dolch stießen sie auf die Bronzebeschläge des dazugehörigen Waffengürtels. „Europaweit gibt es keine weitere derartig gut erhaltene Kombination von dieser Waffe mit Scheide und dem dazu passenden Gürtel“, so Lisa Stratmann, Kuratorin der Sonderausstellung „Rom in Westfalen 2.0“.
Dass Glück in der Archäologie generell eine große Rolle spielt, zeigt auch der Sensationsfund 2018 in Kalkriese (Kreis Osnabrück): ein fast vollständig erhaltener Schienenpanzer aus Eisenplatten, Bronzebeschlägen und Lederresten. „Er ist das am besten erhaltene und derzeit älteste bekannte Exemplar dieses Rüstungstyps“, so Stratmann.
Einzigartig ist auch die Form. „Anders als spätere Schienenpanzer hatte dieser noch keinen Extra-Schutz für Oberarme und Achseln“, erklärt die Kuratorin. Auch hier ist die Restaurierung überaus aufwendig, weshalb das LWL-Römermuseum nur die Schulterplatten ausstellen kann.
Die übrigen Teile werden aktuell noch restauriert. Stratmann: „Da wir allerdings die Brustplatte eines anderen Schienenpanzers und eine Schließe zeigen können, erhalten die Besucher und Besucherinnen bei uns das ganze Bild dieser römischen Schutzausrüstung.“
In der Sonderausstellung „Rom in Westfalen 2.0“ geht es nicht nur um die Ausrüstung der römischen Truppen, sondern auch um Taktik und Strategie. Besucher und Besucherinnen können die Feldzüge etappenweise nachvollziehen und lernen dabei spielerisch römische Bautechniken und archäologische Arbeitsweisen kennen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 30. Oktober.
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